Haselbach

Kulturspaziergang – Vergangenes erleben

2. Kulturspaziergang am 5. Juni 2011

Haselbach am Michelberg wurde nach dem Bach, der durch den Ort führt benannt. Nach der Schlacht auf den Lechfeld 955 begann man die Donau entlang auch unser Gebiet zu besiedeln. Es waren hauptsächlich Bayern und Franken, die sich niederließen und auch Pfarren gründeten. Wann Haselbach das erste Gotteshaus erhielt ist nicht genau festzustellen, aber es soll auf dem Michelberg unter dem Bischof Pilgrim von Passau (971-991) eine Pfarrkirche errichtet worden sein. Der Sage nach soll Kaiser Karl  der Große ein Gotteshaus auf dem Berg gegründet haben. Um 830 waren nach einer Urkunde bereits „alle Mährer“ getauft. Es muss also im Weinviertel eine kirchliche Durchdringung schon gegeben haben. Dabei gab es Unterschiede zwischen „Feld- und Waldkirchen“ und den „Taufkirchen“, diese nahm die Stellung einer Großpfarrkirche ein. So eine Kirche soll auf dem Michelberg gestanden haben. Während der Magyaren Herrschaft (907-960) wurde die kirchliche Organisation Passaus aber auch in Niederösterreich vernichtet. Dabei dürfte die Kirche auf dem Berg zerstört worden sein.

Laut dem historischen Ortsnamenbauch von Niederösterreich geschrieben von Weigl findet sich die erste Nennung des Ortes um 1130 mit dem Namen Haselbach, Hasalbach, 1146 Hasilbach, 1196 und 1216 Haselbach, 1303 und 1306 amt Haselbach, in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts „Ad St. Michahelem“.

In vielen Geschichtswerken findet man die erste urkundliche Erwähnung 1002 im Zusammenhang einer Urkunde, die Kaiser Heinrich II. hier ausgestellt haben soll, aber laut den letzten Forschungen müsste der Kaiser damals mit dem Flugzeug hierher und wieder zurück geflogen sein, denn er hat am Vortag und danach Urkunden in Bayern ausgestellt. Es handelt sich daher um ein Haselbach in Bayern.

Eine adelige Familie entlehnte den Namen des Ortes und nannte sich, wie Urkunden aus dieser Zeit beweisen zum Beispiel Gottfried von Haselbach 1192, von dieser Familie ist sogar das Wappen erhalten. Haselbach und der Michelberg war auch schon in der Frühgeschichte der Menschheit besiedelt, wie Funde aus den verschiedenen Zeitaltern seit der Steinzeit belegen. Hierüber wird Herr Karl Fürst mehr zu berichten wissen, wenn wir seine Sammlung besichtigen. Thomas Ebendorfer, ein berühmter Sohn Haselbachs (1388-1464), berichtet von einer Urkunde, durch die um 1000 ein Gotteshaus auf dem Michelberg zu einer Pfarre erhoben wurde. Durch Gebietserweiterungen Passaus im Weinviertel kann eine Kirche in der ersten Hälfte des  11. Jahrhunderts angenommen werden. 1113 kam es zur ersten Nennung von Niederhollabrunn.

Die Kirche auf dem Michelberg wurde zur Kategorialkirche. In der zweiten Hälfte des 11. Jhts. Hatte die Kirche in Niederhollabrunn der Kirche auf dem Michelberg den Rang abgelaufen. Die  Kirche auf dem Berg wird zur Filialkirche. 1135 wird Niederhollabrunn als Pfarre „Holarbrunn“ in einem Dokument Leopolds des III. (1095-1136) genannt. Der Markgraf übergab die Kirche in Niederhollabrunn neben 12 anderen Kirchen im Weinviertel an das Stift Passau. Wann das Pfarrrecht von der Kirche am Berg auf die im Tal in Niederhollabrunn liegende dem Hl. Laurentius geweihte Kirche überging ist nicht bekannt.

Anfangs des 15. Jhts. Wurde die Kapelle neu errichtet und erlangte eine gewisse Bedeutung. Auf einem Vischer-Stich aus 1672 kann eine Kirche am Michelberg deutlich erkannt werden. Im 15. Jhd. Häuften sich die Wallfahrten zur Bergkirche. Ursache war ein Mirakel, das im Zuge eines Reliquienraubes (Überreste des hl Michael) auftrat. Das Kircherl war damals, wie Ebendorfer berichtet, in einem ruinösen Zustand. Trotz oder gerade wegen der folgenden unruhigen und kriegerischen Zeiten hielten die Bitt-Prozessionen zur Kirche an. Mit den Spenden der Pilger konnte die Kirche erhalten werden. Wegen der Türkengefahr bestimmte Kaiser Leopold I. 1663 den Michelberg zum Kreudenfeuerplatz. In der „Topographia Austriae“ erscheint die Kirche am Berg kaum wie eine Kapelle. Der Turm wurde gegen Ende des 17. Jhts. Erneuert. Ein einschneidendes Ereignis war der 30. März 1704 das Schwitzen des Ölbildes, das die Verkündigung Mariens zeigt. Das Phänomen trat in Folge noch dreimal auf. Dadurch nahm die Wallfahrtstätigkeit erheblich zu, was die Gemeinde, die das Kirchenvermögen verwaltete, in die Lage versetzte, die alte Kirche abzureißen und 1745 durch eine beträchtlich größere (34 m lang und 13 m breit) zu ersetzen. Aber schon 40 Jahre später musste die neue prächtig ausgestattete Kirche laut Dekrets Kaiser Josef II. 1783 geschlossen und 1785 abgerissen werden. Mit dem Baumaterial der großen Kirche wurde in drei-jähriger Bauzeit die jetzige Kirche im Ort, der Pfarrhof und die Schule gebaut. Die Ausschmückungen er alten Kirche wie der Altar, Figuren, Bilder, wie das berühmte tränende Bild, wurden in der neuen Josefinischen Saalkirche adaptiert. Die Kirche wurde 1788 geweiht. Der Michelberg blieb bis 1867 ohne Kirche. Weil die Gemeinde gelobte wenn sie durch den preußisch-österreichischen Krieg von den Feindesscharen verschont bliebe, eine Kapelle auf dem Michelberg zu errichten.

Die Gemeinde strebte die Errichtung einer eigenen Pfarre an und interventierte beim Stift Klosterneuburg. Am 1. August 1788 kam von Consistorium der endgültige Bescheid, dass die Trennung der Pfarre Haselbach von der Pfarre Niederhollabrunn bestätigt wird. Haselbach wurde zur Pfarre erhoben. Der erste Pfarrer war Dominicous Lotter 1788 – 1798. Ihm folgte eine Reihe von Pfarrern bis zum 31. Pfarrer Dr. Anton Tomala 1951 – 1978, der vorerst der letzte Pfarrer von Haselbach war. Seit 1978 betreut der Pfarrer von Niederhollabrunn die Nachbar Pfarre mit. Bis jetzt Gerhard Mayrhofer und Norbert Kokott.

Dr.theol.et Mag.art Thomas Ebendorfer von Haselbach, ein berühmter Sohn dieser Gemeinde, wurde am 10. August 1388 am Tage des hl. Laurentius in Haselbach geboren und am gleichen Tage in Niederhollabrunn getauft. Aufgewachsen bei weiblichen Verwandten zitierte er öfter seinen 100-jährigen Großvater in seine Geschichtswerke. Er studierte ab 1406 an der Wiener Universität an der artistischen Fakultät und später der theologischen Fakultät. Ab 1419 war er öfter Dekan dieser Fakultäten. 1423 war er erstmals Rektor der Universität Wien. Ein Amt das er öfter bekleidete. Er betätigte sich auch wissenschaftlich und geschichtlich, schrieb er doc die „Chronica Austriae“, in der er die Geschichte der vorbabenbergischen Herrscher in Österreich beschrieb. Auch schrieb er eine Geschichte der Päpste und unzähliger anderer Werke. Auch als Diplomat war er tätig, 1431 wurde er zum Konzil von Basel eingeladen, war jahrelang in hussitischen Angelegenheiten unterwegs, 1451 und 1452 wurde er vom Kaiser nach Rom und Neapel geschickt. Schließlich war er ab 1425 Pfarrer von Krems, Falkenstein bis er 1435 diese gegen die Pfarre von Perchtoldsdorf tauschte und dort am 12. Jänner 1464 starb. Es existiert sogar noch die Grabplatte, die heute noch in Perchtoldsdorf zu sehen ist.

Die Kirchen am Michelberg – ein Projekt der NÖ Landesarchäologie (2010-2012?)

Der Sage nach soll Karl der Große ein Gotteshaus auf dem Michelberg gegründet haben. Um 830 waren nach einer Urkunde bereits „alle Mährer“ getauft. Es muss also im Weinviertel eine kirchliche Durchdringung gegeben haben.

Dabei  gab es Unterschiede zwischen „Feld- und Waldkirchen“ und den „Taufkirchen“, diese nahmen die Stellung einer Großpfarrkirche ein. So eine Kirche soll auf dem Michelberg gestanden haben.

Während der Magyarenherrschaft (907-960) wurde die kirchliche Organisation Passaus aber auch in Niederösterreich vernichtet. Dabei dürfte die Kirche auf dem Michelberg zerstört worden sein.

Thomas Ebendorfer, ein berühmter Sohn Haselbachs (1388-1464), berichtet von einer Urkunde, durch die um 1000 ein Gotteshaus auf dem Michelberg zu einer Pfarre erhoben wurde. Durch Gebietserweiterungen Passaus im Weinviertel kann eine Kirche in der 1. Hälfte des 11. Jahrhunderts angenommen werden. 1113 kam es zur ersten Nennung von Niederhollabrunn. Die Kirche auf dem Michelberg wurde zur Kategorial Kirche. In der 2. Hälfte des 11. Jhts. hatte die Kirche in Niederhollabrunn der Kirche auf dem Michelberg den Rang abgelaufen. Die Kirche auf dem Michelberg wird zur Filialkirche. 1135 wird Niederhollabrunn als Pfarre „Holarbrun“ in einem Dokument Leopold III (1095-1136) genannt. Anfang des 15. Jhts. Wurde die Kapelle neu errichtet und erlangte eine gewisse Bedeutung. Auf einem Vischer Stich aus 1672 kann eine Kirche am Michelberg deutlich erkannt werden. 1745 kommt es zum Abriss der alten Kapelle und zum Beginn mit dem Neubau der 1749 beendet wird. Die Kirche ist 34 m lang und 13 m breit. 1785 wurde die Kirche abgebrochen 1866 wird die heutige Kapelle errichtet.

Das Projekt der NÖ Landesarchäologie 2010-2012?

2001 und 2009 wurde die gesamte Fläche des Michelberges mit Georadar und Geomagnetik vermessen, in diesem Zusammenhang konnte der Standplatz, der 1745 errichteten und 1785 bereits abgerissenen Kirche, genau erfasst werden. Die Kirche ist genau Ost-West ausgerichtet und dürfte auf den möglichen Vorgängerkirchen errichtet worden sein. Ziel der NÖ Landesarchäologie ist es nun in den Jahren 2010 – 2012 (?) diese Kirchen auszugraben. Erste Ergebnisse konnten bereits erzielt werden, die mächtige barocke Kirche wurde im Apsisbereich entdeckt. Dazu kommen weitere Anbauten sowie auch Mauerreste, die vermutlich zu einer Vorgängerkirche gehört haben konnten ebenfalls bereits gefunden werden. Die Grabungsarbeiten sind sehr arbeitsintensiv und werden in den nächsten Jahren fortgesetzt. Die Marktgemeinde Niederhollabrunn steht geschlossen hinter diesem auch für den sanften Tourismus wichtigen Projekt, denn auch der Weinviertler Jakobsweg führt über den Michelberg. Der Berg hatte in der Volkskultur des Weinviertels immer eine besondere Bedeutung, als Ausflugs- aber auch als Wallfahrtsort. Diesem Anspruch soll in Zukunft durch die sichtbar gemachten Kirchenmauern Rechnung getragen werden. So kann sich der Besucher in Zukunft ein vielleicht ganz anderes Bild vom Micheber machen, der wohl in der christlich geprägten Tradition unserer Heimat einen besonderen Platz eingenommen hat und der dieser Tradition in der Zukunft gerecht hat werden soll.

 

Der Michelberg und seine Kirchen

Der Michelberg, bei Stockerau, ist seit 2010 Jahren wieder Ziel der Forschungen der NÖ Landesarchäologie. 1981 – 1983 wurden die Wallanlagen am Berg durch archäologisch erforscht. In den kommenden Jahren sind die Kirchen am Michelberg das Ziel der Forschungen. Bereits Thomas Ebendorfer berichtet uns von einer Pfarrkirche, die bis ins Jahr 1000 zurückreichen soll, zahlreiche urkundliche Erwähnungen in den folgenden Jahrhunderten berichten uns über das wechselhafte Schicksal der Bergkirche.  Die letzte Kirche wurde 1783 unter Kaiser Josef II. abgerissen. 1866 wurde die jetzige Kapelle an einer ganz anderen Stelle errichtet. Radarmessungen am Berg, erbrachten die Grundmauern der barocken Kirche. Ziel ist es nun die Bergkirche archäologisch zu erfassen. 2010 konnte der Apsis Bereich der barocken Kirche teilweise ausgegraben werden, auch vorbarockzeitliche Fundamente wurden bereits entdeckt, für eine genaue Datierung ist es noch zu früh. Gründe für dieses Projekt gibt es mehrere, zum einen ist der Michelberg ein wichtiger Punkt im neu gegründeten „Weinviertler Jakobsweg“, zum  anderen gilt ja der Berg als beliebtes Ausflugsziel. Doch nur die wenigsten wissen, dass hier einst eine mächtige Wallfahrtskirche bestanden hat, die weit über die Grenzen der Region hinaus Bedeutung hatte. Gerade in unseren Tagen, wo viele Menschen mit Glaube und Religion nichts mehr zu tun haben wollen, ist es an der Zeit ein Zeichen zu setzten, das die tiefen Wurzeln des christlichen Glaubens in der Region deutlich machen soll. Die Kirchen am Berg sollen dieses Zeichen sein. Die Gemeinde Niederhollabrunn ist Träger des Projektes.

Ernst Wolfinger, Juni 2011